Uuhhhhh.... spannende Geschichten passieren so in Mexiko! Auf manches davon könnte man gerne verzichten, aber aus jeder Situation kann man etwas lernen. (man kann natürlich auch von Anderen lernen, aber eigen Erfahrungen sind wesentlicher eindrücklich). UND: Demo, Demo, und Demo (!ACHTUNG! Lange Geschicht!) - Das Bild ist übrigens der Poolbereich vom Hotel Catalonia Playa Maroma
Montag (19.12.2022) - wie letzte Woche Mittwoch und Donnerstag war Montag ein Tag im Zeichen von Demos im Pool. Innerhalb 2 Stunden 12 Demos mit Interessenten im Pool durchgeführt - von jung bis alt, alle möglichen Nationalitäten und Sprachen; gemeinsam das Interesse Tauchen auszuprobieren! Oder einfach nur um etwas anderes zu tun als den ganzen Tag am Pool zu legen - welcher Beweggrund auch immer, es ist doch sehr interessant das es anscheinend Menschen mit einer natürlichen Begabung gibt und solche die etwas mehr Betreuung unter Wasser benötigen. Gemeinsam ist aber, dass sich Alle am Schluss bedanken - selbst wenn sie die Erkenntnis gewonnen haben "ist nix für mich!". Manche Sachen muss man eben ausprobieren bevor man es sicher weiß! Der Großteil ist aber mit einem breiten Grinsen und strahlenden Augen aufgetaucht!
Dienstag - mein freier Tag, aber nur in Theorie... Montagabend die Info: "bitte morgen arbeiten kommen, wir brauchen dich". Also zur Basis, dort erfahren: 3 DSDs plus ein zertifizierter Tauchen am Programm für mich! Unser Boot nicht verfügbar (Service), daher Theorie und Pool in Maroma, und dann mittels Taxi zu meiner alten Basis in Playa del Carmen um dort den Tauchgang im Meer zu machen. Die 4 Personen haben sich als Familie aus Kanada herausgestellt - Mutter und Vater (beide an die 60 Jahre alt), der Sohn (ca. 35 Jahre, zertifiziert als "Advanced Open Water Diver", letzter Tauchgang September 2022) und dessen Frau. Die Theorie lief soweit ganz gut, ab und zu hatten die Mutter und ich Verständigungsprobleme auf Grund von Sprache (Französisch aus Kanada) gepaart mit Alter und undeutlicher Aussprache, aber nichts was wir nicht gelöst bekommen hätten. Im Pool kam dann die erste Lektion - für mich! Keinen zertifizierten Taucher mit Näheverhältnis zu Anfängern mit in den Pool nehmen! Das (mögliche) Problem dabei: der "fortgeschrittene" Taucher zieht die Aufmerksamkeit der Familie / Freunde auf sich und erschwert damit den Lernfortschritt der Studenten. Eventuell fängt er sogar an irgendwelche Übungen vorzuzeigen die für die aktuelle Situation komplett fehl am Platz sind. Nun gut, genug Erfahrung auf meiner Seite hat mir geholfen die Situation wieder in die benötigten Bahnen zu lenken, aber Zeitverlust und Friktion mit dem "Störenfried" hätte ich mir sparen können. Friktion da das Programm ganz klare Ziele und Strukturen vorgibt, und Abweichungen davon fehl am Platz sind - auch wenn das nicht jeder einsieht. Also, etwas später als geplant aber immer noch mit ausreichend Zeit bis zum geplanten Tauchgang sind wir dann alle 5 in ein gemeinsames Taxi gestiegen und nach Playa gefahren. Im Taxi gab es eine mündliche Auseinandersetzung zwischen dem Sohn und seiner Frau, woraufhin die Frau meinte "ich gehe sicher nicht tauchen"... Gute Voraussetzungen. In Playa angekommen hat sich der Sohn dann von der übrigen Familie abgesondert, aber ich dachte "Bewältigungsstrategie für Stress, alles klar - bis zum Tauchgang ist es ja noch fast eine Stunde, der kommt schon wieder ´runter". Außerdem bin ich Tauchlehrer, und kein Familientherapeut. Die vier dann ausrüsten und das Briefing für das Boot und den Tauchgang haben dann auch wieder gut geklappt - wir waren bereit für den ersten Tauchgang im Meer! Nach der Erfahrung im Pool habe ich noch Alyssa - meine erste Studentin überhaupt, inzwischen Divemaster - gefragt ob sie mich begleiten kann. Auch Igor, unser Fotograf, hat sich zu uns gesellt, da der erste Tauchgang etwas ganz besonderes ist und er wirklich tolle Fotos und Videos macht! An Bord war dann noch eine 2. Gruppe mit in Summe 4 Tauchern. Jedenfalls sind wir alle mit dem Boot zum Tauchplatz gefahren ("Cueva de Pargo", maximal 12m tief, daher optimal für Anfänger). Dort angekommen sind wir alle ins Wasser und haben uns bei der Boje - mit Seil zum Abstieg - eingefunden. Den ersten Abstieg haben wir nach nicht ganz 2 Minuten abgebrochen da die Mutter ein Problem mit ihrem Atemregler hatte. Also Alle wieder auftauchen um an der Oberfläche zu klären, üben und vorbereiten für 2. Versuch. Soweit war da nichts ungewöhnlich, da der Umstieg von Pool (keine Wellen, Strömung, "blaues" Wasser, klare Sicht) auf Meer ("dunkel", Wellen, eventuell Strömung, Aufregung und Stress) nicht einfach ist. Also, abtauchen am Seil; meine Hand ist die tiefste, darüber angeordnet meine DSDs, Alyssa als Abschluss. Igor mit der Kamera umkreist uns, den Sohn (mit mehr als 80 Tauchgängen) habe ich gesagt er kann, muss das Seil aber nicht verwenden, er soll nur nahe bei uns bleiben und auf unserer Höhe (resp. Tiefe). Abstieg funktioniert ganz gut - bis zu einer Tiefe von fast 6m. Ich fange gerade an die ersten Fische zu zeigen, da geben mir beide Damen unmissverständlich das Zeichen "auftauchen!". Also gebe ich Allen das Zeichen "hinauf" und fange an mit den beiden das Seil entlang wieder aufzusteigen. Alyssa folgt mit dem Vater, Igor macht Videos. Aus dem Augenwinkel sehe ich dass der Sohn uns nachschaut und noch etwas verweilt - aber er ist zertifiziert und hat das Briefing gehört: "wir bleiben immer gemeinsam; wenn einer aufsteigt, steigen alle auf!". An der Oberfläche dann die Rückmeldung der beiden Damen: "ich kann das nicht" bzw. "ich musste mich übergeben!" (auf Dauerschleife wiederholt). Trotz Versicherung dass das relativ oft passiert (ist nichts ungewöhnliches sich Unterwasser zu übergeben) brechen beide Damen den Tauchgang ab. Während ich dem Boot signalisiere, merke ich, dass der Sohn noch nicht an der Oberfläche ist. Also bitte ich Alyssa noch ein Mal abzutauchen und den Sohn herauf zu begleiten. Nach einer Minute taucht sie alleine wieder auf : "ich kann ihn nicht finden!". Igor sucht die Wasseroberfläche ab nach aufsteigenden Blasen - Gott sei Dank war es relativ ruhig mit kleinen, langsamen Wellen. Bis das Boot bei uns ist hat Igor 3 Blasen lokalisiert, aber jeweils mit einer Gruppe von Tauchern als Verursacher! Da der Sohn in der Zwischenzeit 10 Minuten solo unter Wasser ist beschließe ich den Tauchgang auch für den Vater zu beenden und die Suche vom Boot aus fortzusetzen. Zusatzinformation: wir haben die Vorgabe nach 20 Minuten erfolgloser Suche den Hafenmeister zu verständigen, der dann eine große Suche einleitet mit Marine, Küstenwache und Polizei. Also: Igor ist im Wasser um von dort zu suchen, Alyssa und ich sind in unserer Ausrüstung, bereit sofort ins Wasser zu springen sobald der Kapitän, unser Bootsmann oder einer der Familienmitglieder neue Blasen entdeckt. kurz vor Ablauf der 20 Minuten entdecken wir etwas entfernt einen kleinen Bereich mit Blasen - ein einzelner Taucher! Alyssa springt ins Wasser um das zu überprüfen, fast gleichzeitig taucht der Sohn auf. Als dann alle wieder zurück an Bord waren war seine erste Frage: "kann ich jetzt mit meinem Vater tauchen gehen?": Ich erkläre ihm da er die grundlegendste Sicherheitsvorgehensweise - wird man, egal warum, von der Gruppe getrennt, sucht man 1 Minute und taucht dann anschließend auf um an der Oberfläche zusammen zu finden - ist tauchen für ihn heute beendet. Als Tauchlehrer bin ich für die Sicherheit von ALLEN Tauchern mit denen ich Tauche verantwortlich, und jemand der grob fahrlässig die Basis verletzt ist eine Gefahr für sich und Andere. Daraufhin wird der Sohn ausfällig und bedenkt nicht nur mich mit allen möglichen Schimpfwörtern und verlangt eine Refundierung - nicht nur für seinen Tauchgang sondern für alle 4. Der Hinweis von Alyssa, dass ich nur der Tauchlehrer bin der im Sinne der Sicherheit entscheiden muss und für Refundierungen nicht zuständig bin (das macht der Basisleiter), fällt leider auf taube Ohren. Nach ca. 5 Minuten ununterbrochenem Fluchen und Schimpfen von seiner Seite versiegt der Verbalangriff allmählich. Nach weiteren 5 Minuten fängt der Sohn an, seine Ausrüstung wieder anzulegen! Darauf angesprochen und hingewiesen dass er sicher nicht wieder ins Wasser zurück geht, fängt eine noch heftigere Schimpftirade an die gegen Alles und Jeden gerichtet ist und darin gipfelt dass er anfängt wild um sich zu schlagen und alle Mitarbeiter an Bord aufs wüsteste beschimpft. Selbst mit Unterstützung durch den Kapitän, den Bootsmann und Igor war er nicht zu beruhigen und ist schließlich wieder ins Wasser - mehr gefallen als gesprungen. Da ich in meiner Rolle für alle Kunden verantwortlich bin - bin ich also auch wieder in Wasser eingestiegen. Allerdings bin ich nicht, wie er, abgetaucht sondern hinter und oberhalb von ihm an der Oberfläche geblieben. Dazu muss man wissen das die Stelle dort maximal 6m tief war und praktisch nur Sand, also durch die Umgebung sehr geringes Risiko einer Verletzung bestand. Außerdem hatte so die Bootsmannschaft eine klare Positionsanzeige über den Verbleib des Tauchers. Zusätzlich hatte ich ganz ehrlich einfach Angst er könnte versuchen mich Unterwasser physisch anzugreifen. Psychisch was das Ganze sowieso schon eine Ausnahmesituation. Noch eine Anmerkung zum Solotauchen: es benötigt eine spezielle Ausbildung sowie zusaetzliche Ausrüstung. PADI bietet einen entsprechenden Kurs an, mit der Voraussetzung mindestens 100 Tauchgänge zu haben. Nach weiteren 20 Minuten (das Boot hatte in der Zwischenzeit die 2. Gruppe der Taucher aufgenommen) kam der Sohn wieder an die Oberfläche - nur um zurück an Bord wieder fast einen Faustkampf anzufangen! Ich war nach diesem Erlebnis so ausgelaugt und energielos, dass ich während der Fahrt zurück zur Basis nur in einem Eck gesessen bin und versucht habe den Stress zu veratmen....Interessant war übrigens, dass die Familie kein einziges Mal versucht hat die Situation zu beruhigen. Zurück bei der Basis ist der Sohn dann als erster von Bord gestürmt (also "ins Wasser gesprungen") und in die Basis gelaufen - ich habe allen anderen Tauchern beim Ausstieg geholfen, zuletzt seiner Frau der immer noch (oder jetzt erst recht) übel war. Als ich dann als letzter von Bord gegangen bin (nach kurzem Austausch mit den Kollegen über das Vorgefallene) hat mich dann der Basisleiter gebeten ihm meine Sicht der Dinge zu geben. Nachdem ich mit meiner Schilderung fertig war haben mich die Kollegen erstmal auf ein Bier mitgenommen - aber das war noch nicht das Ende der Geschichte!
Mittwoch -wie verhalte ich mich wenn ich heute im Hotel dem Sohn über den Weg laufen, oder seiner Frau, den Eltern? Und was wird mein Basisleiter zu der ganzen Sache sagen? Mein Basisleiter war extra früh im Hotel - eigentlich hatte der Sohn für diesen Tag einen Tauchausflug in eine Cenote (Wassergefüllte Karsthöhle) geplant gehabt. Mein Basisleiter hat auf Grund der Vorfälle am Dienstag diesen Ausflug abgesagt - allerdings ist der Sohn gar nicht zum vereinbarten Zeitpunkt aufgetaucht. Gegen Mittag ist dann der Vater auf mich zugegangen und hat sich bei mir entschuldigt. Er verstehe meine Entscheidung und die ganze Geschichte tue ihm leid, auch er habe manchmal Angst vor seinem Sohn - der gerade eine Behandlung mache gegen seine Drogenabhängigkeit! (Bevor man tauchen gehen darf muss man einen medizinischen Fragebogen ausfüllen, die letzte Frage lautet sinngemäß: "nehmen sie Drogen bzw. haben sie innerhalb der letzten 5 Jahre Drogen konsumiert oder befinden sie sich deswegen gerade in Behandlung?" - jeder darf raten wer diese Frage mit "NO" beantwortet hat....). Die fragliche Droge ist in Österreich übrigens wegen ihrer aufputschenden Wirkung als "Maschierpulver" bekannt...(Quelle: hier) Gut, das erklärt die sehr starke Reaktion auf externe Stressfaktoren, leider gibt es aber keine wahrnehmbaren Anzeichen für das grundlegende Problem - zumindest nicht das ich davon wüsste. (Falls dir so ein Anzeichen bekannt ist dann bitte ich um entsprechende Mitteilung per Mail! - Danke). Den Rest des Tages habe ich dann wieder mit Demos im Pool gefüllt.
Donnerstag - wieder interessant aus Zeitmanagement-Sicht. Angefangen um 9h00 mit 2 Kunden die seit mehreren Jahren nicht mehr tauchen waren und daher einen so genannten "Pool-Check" gemacht haben; also eine kurze Überprüfung der wichtigsten Fähigkeiten für Taucher. Vom Inhalt nicht sehr unterschiedlich von DSD, nur ist es mehr ein (Überprüfungs-)Gespräch als ein Monolog für die Theorie Jedenfalls wollten die beiden dann sofort ins Meer tauchen gehen da ihr Kleinkind die ganze Zeit über bei der (Groß)Mutter in Obhut war! Und gleichzeitig waren noch 2 Kunden da die nur 4 Tage in Mexiko gebucht hatten und am Samstag schon wieder abreisen wollten! Dafür aber heute gleich 2 Tauchgänge.... Der Pool-Check dauert ja nicht lange, so sind wir knapp 20 Minuten später als normal in See gestochen. Erster Tauchplatz: Eden Rock - mit guter Sicht! Das Problem ist nämlich: dieser Tauchplatz liegt quer zur Hauptströmungsrichtung: Wenn jetzt Sand im Wasser ist (zB nach Regen oder starkem Wind) dann fängt sich dieser in Eden Rock und verbleibt dort für mehrere Tage! Aber wir hatten Glück und eine Sicht von 15m und mehr! Kurz zurück zum Strand um die beiden vom Pool-Check aussteigen zu lassen und gleich weiter zum nächsten Tauchplatz: Aquarius! Da einer der Taucher die Luft in seiner Flasche recht schnell veratmet hat waren wir zur üblichen Zeit wieder fertig - nur damit ich hören konnte: du hast in 30 Minuten 3 DSDs! Gerade genug Zeit um die Ausrüstung zu spülen und aufzuhängen bevor ein Mann und 2 Burschen vor mir standen! Also wieder Grundlagen der Tauchtheorie (Physik, Physiologie, Technik und Ausrüstung), ins Pool gesprungen und wieder zum Boot - das gerade vom Schnorchelausflug zurück kam! 3. Tauchgang des Tages: Labyrinthos! Ähnlich wie Eden Rock, allerdings nicht ein großer zusammenhängender Korallenblock sondern viele einzelne verteilte! Und auch hier wieder ausgezeichnete Sicht! Und an diesem Tag für mich besonders wichtig: nach jedem Tauchgang die Rückmeldung: "Danke - war ganz toll!"
Freitag -Neben 3 weiteren DSDs (wieder eine Familie) war heute ein wichtiger Tag: ich habe die Bestätigung für meinen Arbeitsvisa Antrag bekommen! Damit konnte ich einen Termin beim Konsulat in Wien vereinbaren und dann sollte ich recht zügig das entsprechende Visum bekommen! Oh, und es gab einen richtigen Wolkenbruch bei dem nach 5 Minuten das Wasser knöcheltief auf der Straße stand! Und dann hat es noch 90 weitere Minuten geregnet! Das war sehr beeindruckend, wenn auch ein bisschen furchteinflößend!
Samstag - Der Regen von gestern war die Vorhersage für heute, und so war es dann auch! Nicht mehr ganz so heftig, aber zu stark um mit dem Boot hinaus zu fahren, selbst zu viel um Leute in den Pool zu bringen! Daher: ein kurzer Tag! (und das am 24. Dezember - so ein Zufall!)
Sonntag - Tauchen ist ein Wassersport - man wird nass. Aber wenn man einen ganzen Tag im Pool ist und es dabei regnet riskiert man eine kräftige Verkühlung. Daher habe ich den heute geplanten Kurs auf morgen verschoben (der Schüler ist noch 6 Tage hier) und heute bereits zu Mittag den Weg nach Hause angetreten. Immerhin war dann das Wasser wieder in den Leitungen, denn heute Früh war kein Wasser in der Wohnung, das heißt keine Dusche, keinen Spülung und auch kein Kaffee... Interessant, dass das ganze Wasser vom Himmel fällt, man aber keines in der Wohnung hat zum waschen.
Zusammenfassung: schlechtes Wetter (Regen und 20°C), ein Kunde der fast eine Prügelei startet und viel Zeit im Pool.
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